Menu Content/Inhalt
Mythen rund um das Tauchen mit Haien
Hier geben wir Antworten zu häufigen Fragen im Zusammenhang mit den in letzter Zeit gehäuften Unfällen beim Tauchen mit den Tieren.

„Haie sind Menschenfresser.“

Unsere irrationale, unbegründete und falsche Angst vor Haien als Monster, die blind und hemmungslos töten, beruht auf Mythen, Mediendarstellungen und Sensationsmache. Die Statistik beweist hingegen, dass Haie keineswegs darauf aus sind, Menschen zu fressen: Haiunfälle sind extrem selten und noch seltener tödlich. 2007 verzeichnete die International Shark Attack File (ISAF), das von der American Elasmobranch Society geführte weltweite Sammelregister für Haiunfälle, 71 Unfälle, in die Haie und Menschen involviert waren, und nur in einem dieser Fälle starb ein Mensch. In Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr der 6,5 Milliarden Menschen an der Küste leben und ins Wasser gehen, sind das extrem niedrige Zahlen.

Menschen stellen aus Sicht der Haie einfach keine natürliche oder attraktive Nahrung dar. Zwar werden Menschen von Haien gebissen, doch handelt es sich hierbei um fehlgeleitete Bisse zu Testzwecken –Verwechslungsfälle. Zum Beispiel könnte es sein, dass eine Person auf einem Surfbrett einem Seehund an der Oberfläche ähnelt. In der Regel beisst ein unsicherer Hai einmal zu, stellt fest, dass es sich nicht um geeignete Nahrung handelt, und schwimmt davon. Todesfälle sind, wenn sie vorkommen, meist auf den Blutverlust nach dem Unfall zurückzuführen. Wenn Haie wirklich Menschen fressen wollten, würden die meisten Haiunfälle tödlich enden und in Anbetracht der hochentwickelten Jagdfähigkeiten der Haie gäbe es wesentlich mehr Vorfälle.

„Das Tauchen mit Haien ist zu gefährlich.“

Beim Tauchen mit Haien ist das Verletzungsrisiko unglaublich gering, vom Todesrisiko ganz zu schweigen. Die Tatsache, dass der jüngste Todesfall der erste ist, der nach Jahrzehnten kommerziellen Haitauchens bekannt wird, bestätigt dies.

Im Vergleich kommt es bei üblicheren Freizeitaktivitäten wie Radfahren, Schwimmen und Sportbootfahren jedes Jahr zu einer erheblichen Anzahl von Verletzungs- und Todesfällen. Beim Tauchen mit Haien überwiegt die lohnende Erfahrung bei Weitem das relativ geringe Risiko: Den Menschen wird die Möglichkeit gegeben, gesunden Respekt und Begeisterung für ein majestätisches, jedoch missverstandenes Tier zu entwickeln, von dem die Gesundheit unseres Planeten abhängt.

Diejenigen, die sich entscheiden mit Haien zu tauchen, sind sich dessen bewusst, dass es sich um wilde Tiere handelt und dass ein gewisses Risiko besteht. Doch kann – und sollte – jeder selbst entscheiden, welche Risiken er persönlich einzugehen bereit ist und was für ihn ein angemessenes Verhältnis von Nutzen und Risiko darstellt.

„Die Bahamas sollten das Tauchen mit Haien ohne Käfig verbieten.“

Leider sind die Bahamas einer der wenigen Orte, an die man noch fahren kann, wenn man großartige Begegnungen mit großen, charismatischen Haiarten wie Bullenhaien, Tigerhaien und Hammerhaien erleben möchte. Immer mehr Haiarten stehen am Rande der Ausrottung; mehr als 100 Millionen Haie werden jedes Jahr getötet, und wir sind froh und dankbar, dass die Bahamas Haie schützen und den Menschen ermöglichen, sie in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben.

Was ist daran vorbildlich, das Tauchen mit Haien zu erlauben? Menschen, die diesen großartigen Tieren ohne Käfig aus der Nähe begegnen, berichten oft von unvergesslichen und zutiefst berührenden Erlebnissen. Das Tauchen mit Haien führt dazu, dass sie beginnen, sich für Haie einzusetzen, und trägt dadurch mit am Besten dazu bei, die Ressource Ozean zu schützen. Es erlaubt den Tauchern, die schönen und Ehrfurcht einflößenden Fotos und Videos zu machen, die mit den Stäben eines Käfigs vor der Linse schlicht unmöglich sind, und die später zu Hause gezeigt werden – wobei sie hoffentlich auch weitere Menschen begeistern, die den Tieren nicht selbst begegnet sind.

Bei einem Großteil der medialen Auseinandersetzung mit dem jüngsten Unfall scheint es sich um Überreaktionen, Wiederholungen ungesicherter oder ungenauer Angaben und die Verfestigung überkommener Mythen über Haie zu handeln. Möglicherweise spielt sogar persönliches Fortkommen eine Rolle. Eine Debatte ist zu begrüßen, wenn jedoch fehlgeleitete Angst und Unwahrheiten dazu führen, dass das verantwortungsbewusste Tauchen mit Haien eingeschränkt wird, wäre das schlecht für die Bahamas, für die Taucher, die Haie und letztendlich für die Gesundheit der Ozeane.

„Wer mit Haien taucht, muss ein Verrückter oder Adrenalin-Junkie sein, erst recht, wenn er es ohne Käfig tut.“


Die Menschen, die am meisten Angst vor Haien haben, scheinen nie einem begegnet zu sein. Diejenigen, die an Haitauchgängen teilgenommen haben, betonen dagegen die überwältigende Schönheit und Transzendenz einer Erfahrung, die eine Wandlung ausgelöst habe. Durch die Begegnung entwickeln sie eine große Achtung und sogar Sympathie für die Tiere.

Diese Menschen, die mit Haien getaucht sind, beschreiben sie als „intelligent und friedlich“, „charismatisch“, „großartig“ und „nicht aggressiv gegenüber Menschen“ – das genaue Gegenteil der üblichen Vorstellung von angriffslustigen Menschenfressern.

Während ein Teil der Unterzeichner unserer Petition durchaus zugab, den Nervenkitzel zu suchen, scheinen viele Taucher, die auf einen Käfig verzichten, eine persönlichere Interaktion mit Haien zu suchen, um sie aus der Nähe zu erleben und mehr über ein missverstandenes Tier zu lernen, über das die meisten von uns wenig wissen. Die Option, mit Käfig zu tauchen, stünde ihnen offen, böte aber nicht die gleiche Erfahrung.

Unterwasserfotografen und -Dokumentarfilmer möchten diese Erfahrung außerdem für andere festhalten. Die vielen aussagekräftigen und schönen Unterwasseraufnahmen, die bei solchen Expeditionen entstanden sind, haben dazu geführt, dass wir ein besseres Verständnis und größere Achtung für ein Tier entwickelt haben, von dem die Gesundheit unserer Ozeane abhängt.

„Ohne Käfig mit aggressiven Haiarten wie Tiger-, Bullen-, Zitronen- und Hammerhaien zu tauchen ist zu gefährlich.“


Zwar stimmt es, dass von über 500 Haiarten nur eine Handvoll, darunter z.B. Bullenhaie, mit Unfällen mit Menschen in Verbindung gebracht werden. Allerdings beschränken sich die entsprechenden Statistiken nicht auf organisierte Haitauchgänge – in diesem Bereich handelt es sich um den ersten bekannten Todesfall. Tausende sind mit den betreffenden Arten getaucht und zurückgekommen, um begeistert davon zu berichten. Oft konnten sie es kaum erwarten, die nächste Reise zu buchen.

Haie sind große, wilde Tiere. Sich in ihren Lebensraum zu begeben birgt einige Risiken. Mit den richtigen Sicherheitsrichtlinien, einem hohen Maß an Taucherfahrung und unter Anleitung einer seriösen Tauchbasis ist das Risiko jedoch gering im Vergleich zur lohnenden Erfahrung, einen der faszinierenden Mitbewohner unseres Planeten aus der Nähe erleben zu können.

Um die Wahrscheinlichkeit eines negativen Vorfalls zu minimieren, informieren verantwortungsbewusste Basisleiter wie Jim Abernethy die Taucher nicht nur über die bestehenden Risiken, sondern bringen ihnen auch bei, wie sie sich verhalten und in unterschiedlichen Situationen reagieren müssen. Leider passieren manchmal Unfälle wie der genannte, obwohl alle Regeln befolgt wurden und alles richtig gemacht wurde; manchmal können sie einfach nicht vermieden werden. Der wesentliche Punkt besteht darin, dass jeder, der mit Haien tauchen möchte, das damit verbundene Risiko begreifen und für sich persönlich akzeptabel finden muss.

„Nur ein toter Hai ist ein guter Hai.“

Haie sind von entscheidender Bedeutung für die Ozeane und alles Leben, das von den Ozeanen abhängt – uns natürlich eingeschlossen. Die Ozeane stellen das wichtigste Ökosystem des Planeten dar, und die darin lebenden Organismen absorbieren den Großteil des Kohlendioxids (Treibhausgas), das wir freisetzen, um es in 70% des Sauerstoffs, den wir zum Atmen brauchen, zu verwandeln. Diese Balance des Lebens im Ozean wird von den Haien aufrecht erhalten, da sie sich an der Spitze der Nahrungskette befinden. Die Haipopulationen sind bereits um 90% geschrumpft und werden weiterhin schneller dezimiert als sie sich regenerieren können. Die Ozeane und die Systeme, von denen unser Leben abhängt, werden zerstört.

Die größte Bedrohung für die Haie besteht in dem mangelnden öffentlichen Bewusstsein dafür, dass sie bis zur Ausrottung befischt werden, sowie in der Unkenntnis ihrer Bedeutung. Wenn der Öffentlichkeit klar wäre, was vor sich geht, könnte das zu einer Umkehr führen, wie sie auch im Fall niedlicher, kuscheliger Tiere wie Tiger und Bären funktioniert hat. Aber wir brauchten dieses Bewusstsein.

Das Tauchen mit Haien baut genau dieses Bewusstsein auf, da die betreffenden Taucher beginnen, sich für die Haie einzusetzen – was wiederum dazu beiträgt, dass sich in der Öffentlichkeit eine neue Sichtweise auf die Haie durchsetzen kann. Indem wir den Menschen persönliche Teilnahme ermöglichen, stärken wir die Bewegung zum Schutz unserer Ozeane und damit letztendlich der menschlichen Existenz auf unserem Planeten.

„Warum sollte man Haie ködern?“

Unsere Erfahrungen widersprechen der allgemeinen Vorstellung. Haie haben Angst vor Menschen. Normalerweise nähern sie sich Tauchern nicht oder kommen nicht dicht heran, stattdessen meiden sie sie. Aufgrund der stark sinkenden Populationen ist es ein noch selteneres Erlebnis geworden, beim Tauchen einen Hai zu sehen. Die meisten vertreten daher die Ansicht, dass man Haie mit Ködern anlocken muss, wenn man sie sehen möchte.

Um die Unterschiede deutlich zu machen: Dieses Anlocken mit Ködern („Baiting“) unterscheidet sich vom Einsatz flüssiger Lockmittel („Chumming“) und von Haifütterungen. Es handelt sich um eine Methode, mit der man die scheuen und zögerlichen Tiere auf verantwortungsbewusste Weise anlocken und persönlich aus der Nähe erleben kann.

„Chumming“ besteht darin, Blut und ölige Fischsubstanzen ins Wasser zu geben. „Baiting“ bedeutet, dass Plasik-Gitterboxen mit gut befestigtem, tiefgefrorenem Fisch ins Wasser gelassen werden. Während dieser Tauchgänge erhalten die Haie KEIN Futter, da der Fisch die ganze Zeit über in den Kisten bleibt. Er wird lediglich als eingeschlossener Köder benutzt, um die Haie durch seinen Geruch anzulocken und ihr Interesse lange genug zu aufrecht zu erhalten, um eine sichere Begegnung mit ihnen in ihrem natürlichen Lebensraum zu ermöglichen.

„Das Ködern von Haien führt zu aggressivem Verhalten.“

Für Haitauchgänge werden die Tiere oft auf die eine oder andere Art geködert, da sie die Taucher unter normalen Umständen meiden würden, gäbe es nicht zusätzlich etwas, dass sie anlocken würde. Im letzten Absatz wurden zwei Arten des Köderns von Haien beschrieben, „Baiting“ und „Chumming“, bezüglich derer es diverse Varianten und Diskussionen gibt. Hier beziehen wir uns speziell auf das „Baiting“ (das Anlocken mit für den Hai nicht erreichbaren, festen Ködern):

Wir haben beim Tauchen mit Haien die Erfahrung gemacht, dass die Tiere alles tun, um Kontakt mit Menschen zu vermeiden, mit oder ohne Köder im Wasser. Haie betrachten Menschen eindeutig nicht als Beute, und selbst wenn Köder im Wasser waren, haben wir nie erlebt, dass ein Hai sich Tauchern gegenüber aggressiv verhalten hätte.

Auf der anderen Seite töten Menschen 100 Millionen Haie pro Jahr, zu viele, als dass sich die Bestände regenerieren könnten, ohne ihre entscheidende Bedeutung für das Ökosystem und die Gesundheit unseres Planeten in Betracht zu ziehen. Während wir die Populationen weiter dezimieren und die Haie an den Rand der Ausrottung bringen, ist es wichtiger denn je, dass Menschen, die mit Haien tauchen möchten, die Möglichkeit haben, diese Erfahrung auf sichere und verantwortungsbewusste Weise zu machen.

Wir Menschen tendieren dazu, die Dinge zu schützen, die wir verstehen, und die Haie sind für uns meist aus den Augen, aus dem Sinn. Ein besseres Verständnis der Haie ist nicht nur entscheidend für ihr Überleben, sondern auch für den Schutz der Ozeane und in letzter Konsequenz auch den der Menschheit.


An diesem Artikel haben mitgewirkt:

Julie Andersen, Vorstand, Shark Savers
Michael Skoletsky, Vorstand, Shark Savers
Kim McCoy, Geschäaftsführer, Sea Shepherd Conservation Society
Shawn Heinrichs, Inhaber, Blue Sphere Media
Eric Cheng, Verleger & Redakteur, Wetpixel LLC

Comments (3)

Grace said:

Jaws has got it all wrong
Humans are killing more sharks than they are accidentily hurting us.
I think people have to recognise that sharks are actually harmless creatures and that jaws got it all wrong.
They made the shark in jaws look more ferocious and larger than the biggest great white in the world.Everyone wants to kill sharks because they apparently hurt so many of us.
 
June 02, 2011
Votes: +0

Dwight Foreman said:

Shark diving
Hi there,
I used to work as a SCUBA instructor with a tour company that organises shark feeds as part of their deep water tour and in the 20 plus years they've been doing it, no one has ever been attacked or injured by a shark. I was able to build up such a report with the sharks that I could hold my hand out and have 1 of the regular sharks swim past rubbing it's belly on my hand. A smaller one would sometimes swim through my arms when I'd make a hoop for it. What's amazing is that until I learnt to dive I was terrified of the water and, especially, of sharks! I regularly show pictures of me diving with sharks to show them that they aren't the evil beast the media has made them out to be.
Most of the attacks (not all) that happen here in Oz are surfers in wet suits and the most dangerous water sport we have is rock-fishing. More people get swept out to sea fishing from rock ledges but everyone panics and calls for a cull on sharks when one does attack. if only stupidity could be made illegal!
I will continue to support you guys and help to spread the word when and where I can. Keep it up!
 
September 01, 2010
Votes: -4

Egg said:

Very TRUE!
I have been on 5 shark dives, and many others that had shark sightings in Hawaii and the Bahamas. To see them in their natural environment is truly an amazing experience! People I meet and find out that I look forward to seeing one in the wild think I'm crazy. I show them my pictures and videos and they are often in awe. Since I was little I've been trying to convince my family and friends not to eat shark fin soup and have only recently been able to get through to a handful (thanks to the movie Sharkwater by Rob Stewart). Many older generations still think I'm "silly" to think that way and that if they aren't going to eat it, then someone else will. This is the wrong way to think! At least the last banquet I was at, our table of 10 had only 3 people participate in eating the soup. Thus, it is up to the younger generation to speak out and take action! I teach my students about ocean conservation and the importance of sharks as one of the apex predators. They see my photos and videos. They help tell their parents. Hopefully it won't be too late by the time the next generation of banquet holders ask restaurants to change their soup menu!
 
July 25, 2010
Votes: +2

Write comment

 
 

FBTwitter
SocialTwist Tell-a-Friend