Teile des beschlagnahmten Fanges. Photo: Katharina Fietz
Über das sonst friedlichen kleine Dorf Puerto Baquerizo Moreno auf der Insel San Cristobal im Galapagos-Archipel hat sich in dieser Woche ein Schatten gelegt. Ein Fischerboot aus Manta (an der Zentralküste Ecuadors gelegen) liegt seit einigen Tagen im Hafen und birgt eine traurige Fracht. 379 illegal gefangene Haie befinden sich an Bord des Schiffes, das der Nationalpark Galapagos und die ecuadorianische Marine am 19.07. beschlagnahmt hatten.
Die 30 Fischer, die sich inzwischen im Gewahrsam der Polizei befinden und auf ihren Prozess warten, hatten die Tiere mit Langleinen - einer in Galapagos illegalen Technik - gefangen. 303 Fuchshaie, 42 Seidenhaie , 24 Blauhaie, 5 Bogenstirn-Hammerhaie, 2 Tigerhaie, 1 Galapagoshai, 1 Kurzflossen-Makohai und ein nicht identifiziertes Individuum befanden sich im Lagerraum ihres Fischerbootes. Einem Großteil der Tiere waren bereits die Flossen abgeschnitten und einzeln auf Eis gelagert, was auf einen Fang für den asiatischen Markt hindeutet, auf dem die Haifischflossen hoch gehandelt werden.
Vermessung und Probenentnahme. Photo: Katharina Fietz
Einige Tage nach Ankunft des Bootes in San Cristobal machte sich ein Team von Wissenschaftlern der University of North Carolina at Chapel Hill (UNC) und der Universidad San Francisco de Quito (USFQ) zusammen mit Mitarbeitern des Nationalparks daran, die Haie zu vermessen und Proben zu nehmen. Was das Team am Morgen des 23.07. unter Deck im Lagerraum erwartete war ein Massengrab. Selbst die Augen erfahrener und langjähriger Wissenschaftler sprachen beim Anblick der Haie von einer Trauer, die nicht begreifen konnte, warum; die nicht begreifen wollte, was sie sah. Zehn Stunden lang wurde eine schier nicht enden wollende Zahl von Haien und einigen anderen Fischen (u.a. Thunfische und Marline) aus dem eisgekühlten Lagerraum an Deck gehievt, Flossen-, Zahn- und Wirbelproben wurden genommen und von jedem Tier die Länge vermerkt. Die kleine Deckfläche füllte sich zusehends mit Körpern und Flossen, der Boden war rutschig und das Team hatte Mühe, noch Raum zum Treten und Arbeiten zu finden
Eine unvorstellbate Dimension des Abschlachtens. Photo: Katharina Fietz
Nachmittag machte sich das Schiff auf den Weg aufs Wasser hinaus, wo ein paar Helfer damit begannen, die Haie einige Kilometer vor der Küste wieder dem Meer zu übergeben, während andere ununterbrochen weiterarbeiteten. Für viele an Bord waren diese Stunden die Schlimmsten – der Anblick einzeln über Bord geworfener verstümmelter Körper, die langsam in der Tiefe verschwanden, brannte sich vielen als wohl einer der traurigsten Momente ein. „Es ist ein so großer Verlust auf so vielen Ebenen“ kommentierte ein Professor der USC den Fang. Mit an Bord waren auch drei der verantwortlichen Fischer unter polizeilicher Aufsicht. Sie sollten Augenzeugen sein, dass die Haie nicht von Anderen weitervermarktet werden, und dass ihre Tat tatsächlich nichts als eine Verschwendung von Zeit, Geld und Leben war. Die aufgenommenen Daten sollen dabei helfen, Informationen über diese Tiere zusammen zu tragen – über einige der gefangenen Arten ist bisher nur sehr wenig bekannt. Auf diese Weise hat der sinnlose Tod so vieler Tiere hoffentlich noch einen kleinen Nutzen.
Verstümmelter Hai. Photo: Katharina Fietz
Nach Angaben von Parkmitarbeitern handelte es sich bei diesem illegalen Fang um den Größten in der Geschichte des Nationalparks Galapagos – ein trauriger Rekord. Wirklich traurig ist jedoch, dass es sich bei diesem Vorfall keineswegs um eine Ausnahme handelt. Der illegale Fang von Haien und der Handel besonders mit ihren Flossen floriert weltweit. Die Nachfrage nach Haiprodukten gerade auf dem asiatischen Markt steigt immer mehr und treibt viele Arten immer weiter an den Rand des Aussterbens. Sie ist mit Hauptursache dafür, dass noch immer jedes Jahr 200 Millionen Haie getötet werden. Es ist ein kleiner Trost zu sehen, dass es den Behörden manchmal - wie in diesem Fall in Galapagos – gelingt, die illegale Fischerei in einem Meeresschutzgebiet zu verhindern. Trotzdem muss noch hart daran gearbeitet werden, sie ganz zu unterbinden und den Markt für Haiprodukte ein für Allemal trockenzulegen; sonst droht den Top-Prädatoren unserer Meere und damit ganzen Ökosystemen ein schlimmes Ende ohne absehbare Folgen!
Katharina Fietz Shark Savers, Germany
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