Biomagnifikation: Warum ein toter Hai gefährlicher für uns ist, als ein Lebendiger |
Toxine wandern in den Meeren die Nahrungskette hinauf und sammeln sich in immer größeren und gefährlicheren Mengen. Die Haie, die an der Spitze der Nahrungskette stehen, tragen folglich die meisten Giftstoffe in sich und sollten daher nicht gegessen werden.
Von Andrea Goth Entgegen der landläufigen Meinung sind tote Haie, die ihren Weg auf unsere Teller oder in unsere Suppen finden, gefährlicher als lebende Haie. Diese Tatsache ist das Resultat eines Prozesses, den man Biomagnifikation nennt. Biomagnifikation ist die Anreicherung von Schadstoffen aus der Umwelt in Lebewesen, die diese über die Nahrung aufnehmen, sodass die Tiere, die in der Nahrungskette am oberen Ende stehen, die höchsten Schadstoffmengen in sich tragen. Der ganze Prozess der Biomagnifikation beginnt mit Verschmutzung. In der Industrie entstehen Gifte wie zum Beispiel PCB’s und Dioxin, aber auch Schwermetalle wie Quecksilber, Arsen und Cadmium. Alle diese hochgiftigen Substanzen gelangen als Schadstoffe über verschiedenste Wege in die Ozeane. Diese Toxine sind besonders schlimm, weil sie nur sehr langsam von den Lebewesen abgebaut werden können. Zusätzlich dazu sind sie auch lipophil (fettliebend) und sammeln sich im Fettgewebe der Organismen an. Da sie nicht wasserlöslich sind, können sie auch nicht wieder über das Urin ausgeschieden werden, sondern verbleiben im Körper. Stellen Sie sich das Ganze so vor, als wenn Sie Öl und Wasser vermischen. Für einen kurzen Moment sieht es so aus, als würden sich die beiden Stoffe mischen, aber kurz darauf trennen sie sich wieder in 2 verschiedene Schichten. Wenn Sie nun ein zweites Öl hinzugeben, wird es sich mit dem anderen Öl mischen, anstatt sich mit dem Wasser zu verbinden. Auch Schütteln würde nichts daran ändern. Lipophile Schadstoffe wie das zweite Öl mischen sich in den Organismen auch eher mit Fett, als imWasser zu bleiben. So sammeln sich in jedem Lebewesen, das in einer solchen mit Schadstoffen belasteten Umgebung lebt, die Giftstoffe durch die Aufnahme durch die Haut und Kiemen an. Diesen Vorgang nennt man Biokonzentration. Doch leider endet die Geschichte hier noch nicht. Die Tiere nehmen die Giftstoffe nicht nur durch die Biokonzentration, also über Haut und Kiemen auf, sondern auch über die Nahrung. Immer wenn sie andere Organismen fressen, die genau wie sie die Giftstoffe im Körper ansammeln, nehmen sie automatisch auch deren gesammelte Toxine in sich auf. Je höher ein Lebewesen in der Nahrungskette steht, umso mehr Giftstoffe nimmt es folglich durch die Nahrung in sich auf. Dies ist der Doppelschlag, andem die Biokonzentration auf die Biomagnifikation trifft. Lassen Sie uns das ganze einmal am Beispiel einer vereinfachten Nahrungskette ansehen. Am Anfang der Nahrungskette stehen die Photosynthese-betreibenden Algen, die eine gewissse Menge an langsam abbaubaren Toxinen aufgenommen haben. Nun kommt ein kleiner Kaiserfisch vorbei und isst diese Algen, so wie er es schon sein ganzes Leben lang gemacht hat. Mit jedem Bissen Algen nimmt er dabei alle Schadstoffe der Algen in sich auf, die diese biokonzentriert haben. Ein hungriger Thunfisch kommt jetzt vorbei und schnappt sich den Kaiserfisch. Damit hat der Thunfisch nicht nur alle Giftstoffe in sich aufgenommen, die der Kaiserfisch biokonzentriert hat, sondern auch die von allen Algen, die der Kaiserfisch in seinem ganzen Leben gegessen hat. Doch nicht nur das. Der Thunfisch isst ja nicht nur den einen Kaiserfisch in seinem Leben, sondern er frisst Hunderte bis Tausende von ihnen, die jeweils einige Pfung Algen gegessen haben. Unser Thunfisch ist also ein recht giftiger Thunfisch. Doch jetzt schwimmt auch noch ein großer Hai vorbei und genehmigt sich zum Mittagessen ein Thunfisch-Sushi. Somit trägt er nun alle Giftstoffe in sich, die der Thunfisch per Biokonzentration angesammelt hat, PLUS alle Toxine aller Kaiserfische, die dieser gegessen hat, PLUS alle Giftstoffe in allen Algen, die die einzelne Kaiserfische gegessen haben. Dieser Vorgang läuft bei fast allen Fischen im Meer ähnlich ab und jeder Fisch sammelt so immer größere Giftmengen in sich an. Die Toxine sammeln sich so in den Körpern der Haie in Mengen, die oftmals um das Hundertefach höher sind, als die Schadstoffkonzentration im Wasser.Doch jetzt schwimmt auch noch ein großer Hai vorbei und genehmigt sich zum Mittagessen ein Thunfisch-Sushi. Somit trägt er nun alle Giftstoffe in sich, die der Thunfisch per Biokonzentration angesammelt hat, PLUS alle Toxine aller Kaiserfische, die dieser gegessen hat, PLUS alle Giftstoffe in allen Algen, die die einzelne Kaiserfische gegessen haben. Dieser Vorgang läuft bei fast allen Fischen im Meer ähnlich ab und jeder Fisch sammelt so immer größere Giftmengen in sich an. Die Toxine sammeln sich so in den Körpern der Haie in Mengen, die oftmals um das Hundertefach höher sind, als die Schadstoffkonzentration im Wasser. Und jetzt stellen Sie sich die Giftmengen vor, die der Hai während seines gesamten Lebens aufnimmt! Je nach Art können Haie zwischen 20 und 70 Jahre alt werden. Als Spitzenräuber tragen sie die höchsten Giftmengen in sich, weil sie während ihres gesamten Lebens alle Toxine in den Lebewesen unter ihnen in der Nahrungskette in sich aufnehmen. Das ist Biomagnifikation der schlimmsten Art. Aber es ist jetzt immer noch nicht zu Ende. Denn jetzt wird dieser Hai von Fischern gefangen und landet auf Ihrer Platte mit Seafood oder in Ihrer Suppenschüssel als Haifischflossen-Suppe. Im Grunde haben Sie sich damit an das oberste Ende der Nahrungskette gesetzt und konsumieren munter viel mehr Giftstoffe als jedes andere Meereslebewesen! Und diese Schadstoffe verbleiben für eine sehr lange Zeit in Ihrem Körper. Haie neigen dazu, giftig zu sein und sind daher generell nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Regelmäßig landen Haifischflossen ganz oben im Ranking der am meisten mit Quecksilber belasteten Fische. Deshalb warnen die US Food and Drug Administration und die Behörden anderer Länder auch vor dem Verzehr von Haifleisch. Insbesondere sollen laut der USDA schwangere Frauen, Kinde und Frauen im gebärfähigen Alter keine Haiprodukte essen. Comments (2)
Bob said:
Arastou said:
Write comment
|