Werden Sie einer von
Laien-Wissenschaftlern,
die Haie zählen.
Denn jeder Hai zählt!
Freiwilligenarbeit leistet einen wertvollen Beitrag zum Haischutz
Übersetzung von Nadine Dirksen
Die Laien-Wissenschaft gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung und wird nun auch auf dem Gebiet der Meeresbiologie immer wichtiger. Laien-Wissenschaft heißt, dass ein Netzwerk von Freiwilligen wissenschaftliche Arbeit leistet, wie beispielsweise durch die dauerhafte Beobachtung und Aufzeichnung bestimmter Spezies, um Informationen über deren regionale Entwicklung zu sammeln. Dabei haben aber diese freiwilligen Forscher nicht unbedingt alle eine wissenschaftliche Ausbildung.
Heute gibt es bereits eine Reihe von erfolgreichen Langzeitinitiativen, welche die Dienste von Laien-Wissenschaftlern in Anspruch nehmen. Ein Bespiel ist die Audubon Society. Deren am längsten existierende und auch erfolgreichste Initiative ihrer Art ist der "Annual Christmas Bird Count", die jährliche Vogelzählung um die Weihnachtszeit, die bereits seit 1900 durchgeführt wird. Jedes Jahr nehmen ca. 60.000 bis 80.000 Personen an dieser einen Monat lang andauernden Vogelzählung teil. Durch dieses Programm können die Teilnehmer mit nur geringem Aufwand langfristige Bestandsdaten sammeln, die noch dazu einen großen geographischen Bereich abdecken. Passionierte Vogelbeobachter holen dadurch einen Reichtum an Daten ein, den Ornithologen alleine unmöglich beschaffen könnten.
Diese Vogelzählungen, die in Zusammenarbeit mit der Cornell School of Ornithology durchgeführt werden, haben das Programm eBird hervorgebracht. Mit diesem Programm kann jeder Einzelne selbständig und über das ganze Jahr hinweg seine Vogelbeobachtungen in eine Online-Datenbank eingeben. Wissenschaftler und auch Interessenverbände haben Zugang zu dieser Datensammlung und können diese Informationen auswerten und zu Forschungszwecken verwenden, um beispielsweise die weltweite Entwicklung von Spezies und Beständen zu verfolgen. (Mehr darüber kannst du hier erfahren.)
Die Involvierung von Laien-Wissenschaftlern in die Meeresforschung ist noch relativ neu. Die Reef Environmental Education Foundation (REEF), eine Stiftung zur Förderung des Umweltbewusstseins rund um die Meere, zeichnet mit Hilfe von Tauchern und Schnorchlern die Fischbestände an Riffen auf. So werden seit 1990 tropische Korallenriffe und die Felsenriffe Kaliforniens erforscht, um sie besser schützen zu können. Die Daten, die durch diese Initiative gesammelt werden, finden Verwendung in wissenschaftlichen Publikationen, Untersuchungsberichten über Schutzgebiete und Beobachtungsprogrammen.
Es wurden aber auch Forschungsprogramme für Laien-Wissenschaftler entwickelt, die noch viel weiter gehen, wie z.B. ReefCheck. ReefCheck bildet Teams von Tauchern aus, die spezifische ökologische Daten sammeln sollen, welche über die einfache Identifizierung und Zählungen von Spezies hinausgehen. Damit tragen diese Laieninitiativen dazu bei, den Schutz und das nachhaltige Management von Beständen zu sichern. Zu diesen Beständen gehören beispielsweise auch Meeresschildkröten und Meeressäuger oder andere beeindruckende Vertreter der Megafauna, wie z.B. Haie.
Initiativen wie diese gehen vom Grundgedanken der "demokratischen Wissenschaft" aus. Das heißt, dass sich Forscher, Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit gegenseitig Informationen zur Verfügung stellen. Zusätzlich wird dadurch auch das Netzwerk aus Bürgern/Tauchern und ortsansässigen Naturschutzgruppen gestärkt, weil der Austausch untereinander erleichtert und auch das Zusammengehörigkeitsgefühl gefördert wird. Laien-Wissenschaft in der Meeresforschung bedeutet ebenso, dass ein Beitrag zum sinnvollen und nachhaltigen Ökotourismus geleistet wird, der für die örtlichen Küstengemeinden durchaus zuträglich sein kann - sowohl ökonomisch als auch ökologisch. Für Tauchanbieter in Inselregionen wie Fidschi und den Bahamas ist die Laien-Wissenschaft ein willkommenes Konzept, um ihre Tauchgründe und den Schutz der regionalen Meeresgebiete zu fördern und unterstützen.