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Haie und Krebs

Dieser Mythos behauptet, dass Haie auf wundersame Weise nicht an Krebs erkranken können. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Forschung hat gezeigt, dass Haie sogar besonders anfällig für Krebserkrankungen sind. Wenn Sie heute in einen Gesundheits- und Ernährungsladen (oder auf eine dementsprechende Internetseite) gehen, werden Sie sehr wahrscheinlich Fläschchen mit Haifischknorpel-Pillen finden. Aufgrund der weit verbreiteten Annahme, dass Haie keinen Krebs bekommen können, werden Haifischknorpel heilende Kräfte und unter Anderem auch eine angebliche krebsbekämpfende Wirkung nachgesagt. Dies ist ein weiterer Haimythos. Genau wie der Mensch können Haie Krebs bekommen und die Zahl der dokumentierten Fälle steigt sogar stetig an.

Während der letzten 100 Jahre untersuchten Forscher bösartige Tumore in Haien.

Der erste Tumor bei Chondrichthyen (Knorpelfischen, wozu auch Haie gehören) wurde 1853 von Dislongchamps bei einem Rochen dokumentiert (3). Der erste Tumor bei Haifischen wurde 1908 gefunden. Seitdem haben Wissenschaftler sowohl gut- als auch bösartige Tumore in 18 der 1.168 Knorpelfischarten entdeckt (3). Der Mangel an Studien über die Physiologie von Haien hat möglicherweise dazu geführt, dass dieser Mythos über so viele Jahre für wahr gehalten wurde.

Im April 2000 boten John Harshbarger und Gary Ostrander mit einer Präsentation über 40 gut- und bösartige Tumore bei Haien diesem Mythos die Stirn (4). Im Juni desselben Jahres führten Borucinska, Harshbarger und Bogicevic (2003) eine Biopsie an dem Körper eines männlichen Blauhaies (Prionace glauca) durch. Der versehentlich gefangene Hai hatte bösartige Tumore in seiner Leber und seinen Hoden (3). Mehrere Jahre später wurde ein bösartiger Zahnfleischtumor aus dem Maul eines gefangenen Sandtigerhais (Carcharias taurus) entfernt (5). Die Fortschritte in der Haiforschung fördern so zunehmend Studien über verschiedene Krebsarten, die in diversen Haiarten gefunden werden, zu Tage (3,4,5).

Wie der Mensch und andere Wirbeltiere scheinen sich auch Haie Tumore durch Umweltgifte und Schmutzstoffe zuzuziehen.

Es ist bekannt, dass hepatische Geschwülste und Tumore, die die Leber von Fischen angreifen, besonders solche Fische und Haie plagen, die in verschmutztem Wasser leben. Anders als kleinere Fische reichern Haie Schmutzstoffe in ihren Körpern an, was sie möglicherweise anfälliger für Tumorwachstum macht (3). Genau wie die Menschen bilden auch Haie Tumore als Reaktion auf Fremdkörper wie beispielsweise Asbest aus. Ein Beispiel ist der Blauhai, der im Juni 2000 gefunden wurde und in dessen Inneren ein Angelhaken gefunden wurde, welcher möglicherweise den Leberkrebs ausgelöst hat (3). Es scheint, als wären Haie nicht annähernd so unbesiegbar wie man einst dachte.

Unglücklicherweise haben Mythen und Missverständnisse wie diese zu der Dezimierung vieler Haiarten geführt. Trotz der bekannten Fälle von Krebserkrankungen (3,4) bei Haifischen und dem Beweis, dass Haiknorpel keine heilenden Kräfte gegen Krebs hat (1,2,4), werden Haie noch immer wegen ihres Knorpels gejagt.

Referenzen

  1. Sharks: Cancer fighters? (February 20, 1998). Current Science, 85(11), p. 6.
  2. Professionals wary of shark cartilage cures (1993). Nutrition Health Review: The Consumer’s Medical Journal, 66, p. 8.
  3. Borucinska, J.D., Harshbarger, J.C., & Bogicevic, T. (2003). Hepatic cholangiocarcinoma and testicular mesothelioma in wild-caught blue shark, Prionace glauca (L.). Journal of Fish Diseases, 26 (1), 43-49.
  4. Sharks do get cancer; Cartilage claims in doubt (June 2000). Environmental Nutrition, 23 (6), p. 8.
  5. Borucinska, J.D., Harshbarger, J.C., Reimschuessel, R., & Bogicevic, T. (2004). Gingival neoplasms in a captive sand tiger shark, Carcharias taurus (Rafinesque), and a wild caught blue shark, Prionace glauca (L.). Journal of Fish Disease, 27, 185-191.